„Es tut mir leid, aber ich kann keinen Herzschlag mehr finden.“
Für mich war es dieser Satz meiner Gynäkologin, der mich völlig unerwartet traf wie ein Blitz aus heiterem Himmel. Von einer Sekunde auf die andere fühlte ich mich allein, hilflos und unendlich traurig. Warum ausgerechnet ich?
Heute weiß ich, dass Fehlgeburten viel häufiger vorkommen, als man denkt und hört.
Deshalb möchte ich Dir einige Zahlen vorstellen, damit Du weißt:
- Ich bin nicht allein.
- Es gibt viele Frauen, die ebenfalls eine Fehlgeburt erleiden.
- Auch in meinem Freundes- und Bekanntenkreis gibt es wohl mehr Fehlgeburten als mir bekannt ist. Es spricht nur niemand darüber.
Wie viele Fehlgeburten gibt es?
Leider ist es schwer zu sagen, wie viele Fehlgeburten es tatsächlich gibt. Dafür gibt es drei Gründe:
1. Fehlgeburten müssen von Ärzten nicht standardmäßig erfasst und dokumentiert werden. Vorliegende Zahlen sind also Näherungswerte, die geschätzt bzw. auf Basis von Umfragen ermittelt wurden.
2. Fehlgeburten müssen – anders als Totgeburten – nicht dem Standesamt gemeldet werden. Es gibt aber die Möglichkeit, Fehlgeburten auf eigenen Wunsch per Antrag standesamtlich bescheinigen zu lassen.*
3. Viele Fehlgeburten bleiben unbemerkt. Sie treten so früh auf, dass manche Frauen noch nicht von ihrer Schwangerschaft wissen. Auftretende Blutungen können daher als verspätete Menstruation fehlinterpretiert werden.
Es gibt also eine hohe Dunkelziffer an Fehlgeburten.
Häufigkeit von Fehlgeburten weltweit

Weitere Infos findest Du hier: Ärzteblatt und Fachzeitschrift The Lancet.
Häufigkeit von Fehlgeburten weltweit

Weitere Infos findest Du hier: CORDIS und Deutscher Bundestag.
Du bist mit Deiner Fehlgeburt nicht allein
Du siehst, dass Du mit dem, was Du gerade durchmachst, nicht allein bist.
Eine Fehlgeburt ist also keine Ausnahme und auch kein Wink des Schicksals. Sie gehört – so traurig und schmerzhaft sie auch ist – zum Leben dazu.
Von wie vielen Frauen in Deinem Freundes- und Bekanntenkreis weißt Du, die eine Fehlgeburt erlebt haben? Vielleicht 1? Vielleicht 2?
Nun weißt Du: Es dürften viel mehr sein.
Wie viele Frauen kennst Du, die eine Fehlgeburt hatten?

Tatsächlich erleidet jede 3. Frau 1x in ihrem Leben eine Fehlgeburt

In Deinem Umfeld dürfte es viel mehr Frauen mit einer Fehlgeburt geben

Ausblick
Als ich nach meinen Fehlgeburten bereit war, mit Anderen über meine Erlebnisse zu sprechen, erfuhr ich, wie viele Frauen in meinem Umfeld ähnliche Erfahrungen gemacht hatten. Dies zu wissen, hätte mir in den ersten Wochen nach meinen Fehlgeburten sehr geholfen.
Fehlgeburten sind ein sehr sensibles Thema und ich kann bestens nachempfinden, dass Betroffene nicht gerne darüber sprechen. Für die eigene Verarbeitung des Erlebten ist dies allerdings sehr heilsam. Und gleichzeitig nutzt der offene Umgang mit den eigenen Erlebnissen anderen Frauen, die gerade eine Fehlgeburt durchmachen in dem Sinne, dass das Thema Fehlgeburt gelebt und gesehen wird. Und somit auch sie als Betroffene gesehen und gehört werden.
Wenn wir Betroffene über unsere Fehlgeburten sprechen, können wir aktiv dazu beitragen, dass das Thema Fehlgeburt nicht weiter ein Tabuthema bleibt.
Wenn Du möchtest, kannst Du Deine Geschichte mit Anderen teilen als Erfahrungsbericht in meinem Blog. Schreib mir dazu eine E-Mail an: mail@juliasellinat.de
Wichtig:
Wenn während Deiner Schwangerschaft vaginale Blutungen auftreten, wende Dich an Deine/n Gynäkologin/en. Es muss abgeklärt werden, ob Du Anzeichen für eine Fehlgeburt hast oder nicht. Wenn mit dem Blut Klumpen oder Gewebefetzen austreten, fang sie auf und zeig sie Deinem/r Gynäkologen/in.