
Susi aus Heilbronn
1 Sternenkind und 3 Kinder an der Hand
Hallo, ich bin Susi. Und ich erzähle Dir hier meine Geschichte. Ich hoffe, dass es Dir hilft, zu lesen, was ich erlebt habe und wie es für mich nach der Fehlgeburt weiterging. Ich wünsche Dir viel Kraft und Ruhe. Und viele liebe Menschen, die Dich liebevoll durch diese schwierige Zeit begleiten.
Meine Fehlgeburt in der 6. SSW
Im Februar 2001 kam unsere erste Tochter auf die Welt. Die Schwangerschaft war total unkompliziert und ich war entspannt und habe alles sehr genossen. Im Mai 2002 sind wir in unser Haus umgezogen, an dem wir ein Jahr gebaut hatten. Unsere Tochter war damals 14 Monate alt und wir wünschten uns weitere Kinder.
Sehr schnell wurde ich wieder schwanger. Wir hatten es noch niemandem in der Familie erzählt, als ich in der 6. SSW (samstags) plötzlich Blutungen bekam. Im Krankenhaus wurde dann festgestellt, dass ich einen Abgang hatte und ich bekam für Montag einen Termin zum Ausschaben.
Das Wochenende zuhause war extrem belastend, mein Mann konnte gar nicht damit umgehen. Es war bereits ein Grillabend mit seinen Geschwistern ausgemacht und er ging hin, da er dachte, ich bräuchte wahrscheinlich Zeit für mich alleine. Ich hätte mir natürlich seine Nähe gewünscht, aber wir waren beide mit der Situation komplett überfordert und konnten nicht darüber sprechen.
Viele Frauen erleiden eine Fehlgeburt
Ich fühlte mich in diesen Tagen total leer. Der Abgang kam so überraschend und unerwartet, dass ich in den ersten Tagen gar nicht „verstanden“ hatte, was passiert war. Ich war so voller Freude über die erneute Schwangerschaft, dass ich das Gefühl, dass es schon wieder vorbei ist, gar nicht wahrhaben wollte. In der Zeit im Krankenhaus, als die Ausschabung war, habe ich sehr viel geweint.
Zuhause wollte ich, dass meine kleine Tochter nicht verunsichert wird, wenn ich nur heule, aber in der Klinik konnte ich für mich trauern. Als es sich danach in der Familie und im Freundeskreis herumge-sprochen hatte, war ich echt überrascht, wie viele Frauen selbst diese Erfahrung bereits gemacht hatten. Es half mir sehr aus meiner Trauer, dass ich merkte, dass es viele andere auch erlebt hatten. Diese Frauen hatten danach noch Kinder bekommen, diese Perspektive tröstete mich sehr.
Meine Frauenärztin war sehr empathisch und gab mir den Rat, mindestens 3 Monate abzuwarten (besser noch länger, aber das wollten wir nicht), bevor ich wieder versuchen würde schwanger zu werden. Es spräche nichts gegen eine gesunde Schwangerschaft und ich sollte mir nicht zu viele Gedanken machen.
Meine nachfolgenden Schwangerschaften
Auch dieses Mal klappte es sofort und ich war wieder schwanger. Natürlich war diese Schwangerschaft emotional nicht mehr so „unbelastet“ wie die erste, aber ich habe wirklich versucht, mir möglichst wenige Sorgen zu machen und es so gut wie möglich auf mich zukommen zu lassen. Dadurch, dass die erneute Schwangerschaft so schnell kam, war ich bereits im 5. Monat, als der errechnete Geburtstermin der vorherigen Schwangerschaft gewesen wäre.
Es waren selbstverständlich emotionale Tage, an denen man daran dachte, eigentlich nun sein Baby zu bekommen. Andererseits wusste man auch, dass es dieses Baby, das nun im Bauch strampelte, nie gegeben hätte, wenn die vorherige Schwangerschaft weiterverlaufen wäre. Ich hatte aber nie das Gefühl, dass mich die neue Schwangerschaft über den Verlust „trösten“ müsste und nur „Ersatz“ ist, sondern ich konnte um das eine Baby trauern und trotzdem voller Vorfreude auf den Menschen sein, der da im Bauch wächst.
Auch diese 2. Schwangerschaft war insgesamt ohne besondere Komplikationen verlaufen und Anfang Juni 2003 bekamen wir einen Sohn. Im Sommer 2005 verspürten mein Mann und ich den Wunsch, noch ein drittes Kind zu bekommen und auch diese Schwangerschaft verlief ohne Komplikationen entspannt und im April 2006 kam unsere 2. Tochter zur Welt. Während der vergangenen Jahre bekamen immer mehr Freundinnen ebenfalls Kinder und hatten größtenteils ähnliche Erfahrungen gemacht.
Miteinander reden hilft
Wir waren damals 6 enge Freundinnen, insgesamt hatten 4 davon Abgänge erlebt und alle haben danach weitere gesunde Kinder bekommen. Ich war froh, dass wir damals alle so offen darüber reden konnten. Es war für alle (akut) Betroffenen sehr hilfreich zu sehen, dass sie damit nicht alleine waren und dass niemand daran „Schuld“ hatte.
Und man sah, dass es trotzdem weitere Schwangerschaften ohne Komplikationen gab. Diese Perspektive hat einem sehr viel Halt gegeben. Auch nach 20 Jahren denke ich gelegentlich daran, wie wohl mein Leben verlaufen wäre mit diesem Baby, das nie geboren wurde, aber da ist keine Trauer sondern eher Neugier zu verspüren. Dann sehe ich voller Stolz meinen Sohn an und weiß, dass er mein Geschenk ist, er sollte einfach zu uns.
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